

Lenkwinkelsensoren (LWS) sind an sich nichts Neues, es gibt sie bereits seit Anfang der 1990er. Durch die Fortschritte bei elektronischen Stabilitätsprogrammen (ESP) ist es jedoch erst vor Kurzem notwendig geworden, sie nach der Routinewartung zu nullen. Dies bedeutet zwar einen weiteren Arbeitsschritt bei den meisten Arbeiten an der Lenkung, stellt jedoch auch potenziell profitable Servicechancen für Werkstätten dar, die sich auskennen. Hier sehen wir uns den LWS näher an – seine Funktion, warum er genullt werden muss und sogar, was auf einen defekten Sensor hinweist. Damit wissen Sie bei den nächsten Arbeiten an der Lenkung, wie Sie vorgehen müssen.
Im Lauf des letzten Jahrzehnts haben Hersteller dem Lenksystem von Fahrzeugen eine Reihe von Sensoren hinzugefügt. Einer davon ist der LWS, der in der Regel mehrmals in der Lenksäule vorhanden ist. Als wesentlicher Bestandteil des Stabilitätsprogramms des Fahrzeugs liefert er einen genauen Messwert der Position der Räder und ihrer Drehrate. Er arbeitet außerdem mit den Gier-, Beschleunigungs- und Raddrehzahlsensoren zusammen, um die Fahrdynamik zu messen: Was das Fahrzeug macht, was der Fahrer vom Fahrzeug will und welche Korrekturen vom ABS-Hydrauliksteuergerät vorgenommen werden müssen, um die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten.
Es gibt zwei Hauptausführungen von LWS: analog und digital. Der Letztere ist bei den meisten modernen Fahrzeugen eingebaut. Analoge Sensoren sind mit einem 5-Volt-Bezugssignal, Fahrgestellmasse und Signalausgang verkabelt. Bei einer vollen Umdrehung erzeugt das Rad ein Signal zwischen 0 und 5 Volt. Anhand der Spannungsdifferenz werden Drehrate und Winkel der Räder ermittelt. Digitale Sensoren nutzen dagegen eine LED-Leuchte, um die Drehrate, den Radwinkel, die Drehrichtung und andere wichtige Informationen zu messen.
Bei beiden Ausführungen greift, wenn der LWS eine Unstimmigkeit zwischen der Lenkradstellung und der Fahrtrichtung des Fahrzeugs erkennt, das Stabilitätsprogramm ein, damit der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug behält. Bei Untersteuern betätigt es beispielsweise automatisch die Hinterradbremse an der Innenseite des Fahrzeugs, um das Problem zu korrigieren.
Der LWS ist zwar dafür ausgelegt, über die Lebensdauer des Fahrzeugs zu halten, ist jedoch verschleißanfällig, wie andere Elektronikkomponenten auch. Er kann zudem bei Arbeiten an anderen Teilen des Fahrzeugs, zum Beispiel der Servolenkung, beschädigt werden. Es zahlt sich daher aus, für den Fall der Fälle mit den allgemeinen Symptomen eines defekten Sensors vertraut zu sein. Häufige Anzeichen, auf die es zu achten gilt, sind:
Da Fahrzeuge mit ESP, erweiterten Fahrerassistenzsystemen (ADAS) wie Spurhalteassistent (LKA) und autonome Notbremse (AEB) sowie anderen sicherheitsrelevanten Funktionen genaue Informationen vom LWS benötigen, muss heute nach einer Achsvermessung oder dem Austausch einer Komponente, die Spur- und Spurdifferenzwinkel ändern kann, genullt werden. Dies stellt sicher, dass diese Systeme genau wissen, wie das Fahrzeug auf der Straße fährt, um die notwendigen Sicherheitskorrekturen vorhersagen und vornehmen zu können. Wenn der LWS seine Kalibrierung verloren hat und der Winkel zu stark abweicht, funktioniert das Stabilitätsprogramm des Fahrzeugs nicht korrekt und wird letztendlich funktionsuntüchtig.
Je nach Hersteller und Modell sind unterschiedliche Verfahrensweisen möglich. Es gibt jedoch mehrere Hauptmethoden zum Kalibrieren des LWS zusammen mit den anderen Sensoren, aus denen diese Systeme bestehen:
Die meisten Hersteller empfehlen, die Lenkwinkelsensorkalibrierung auf dem Boden statt auf einer Hebebühne durchzuführen. Lesen Sie im Zweifelsfall die richtige Vorgehensweise in der Wartungsanleitung des Herstellers nach.
Denken Sie einfach daran: Unabhängig vom Fahrzeug oder der angegebenen Vorgehensweise sollte das Nullen des Lenkwinkelsensors jetzt Teil Ihrer Standardachsvermessung sein und Ihrem Kunden entsprechend in Rechnung gestellt werden – ein weiterer Mehrwertservice für unabhängige Werkstätten.